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50 Toiletten auf dem Washingtonplatz

Die AG Wasser des Forums Umwelt und Entwicklung (FUE) fordert mit dem Motto "100.000 zukunftsfähige Toiletten machen Schule" eine eine Verbesserung der sanitären Einrichtungen weltweit. Untermalt wird diese Forderung durch eine öffentliche Sitzung, in welcher Sie ihr Positionspappier übergeben. Die GRÜNE LIGA unterstützt diese Aktion.

Pressemitteilung: World Toilet Day, 19. Novemver 2008, Berlin

50 Toiletten auf dem Washingtonplatz

Ein seltener Anblick: vor dem Berliner Hauptbahnhof stehen 50 Toiletten mit Blick auf das Kanzleramt. Der Anlass: Es ist Welt-Toiletten-Tag und die Toiletten dienen bei einer „öffentlichen Sitzung“ als Bestuhlung.

Die UN hat das Jahr 2008 offiziell als „Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung“ ausgerufen. Damit soll um öffentliche Unterstützung für das Millenniumsentwicklungsziel geworben werden, den Anteil der Menschheit ohne sanitäre Grundversorgung weltweit bis 2015 zu halbieren.

Die heutige Aktion steht unter dem Motto „100.000 zukunftsfähige Toiletten machen Schule“. Deutsche Nichtregierungsorganisationen des Forums Umwelt [&] Entwicklung haben Staatssekretär Erich Stather (BMZ) ein Positionspapier übergeben, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, konkrete Maßnahmen zum Erreichen des Millenniumszieles „Sanitäre Grundversorgung“ zu starten. Damit soll die Verbreitung von zukunftsfähigen Sanitärsystemen nachhaltig unterstützt werden.

Thilo Panzerbieter von der German Toilet Organization (GTO) stellt fest, dass man von dem Millenniumsziel „Sanitäre Grundversorgung“ weiter entfernt sei denn je: »2,5 Milliarden Menschen – 38 Prozent der Weltbevölkerung – leben ohne angemessene sanitäre Einrichtung. Ungezählte Millionen Tonnen von menschlichem Abwasser gehen jedes Jahr weltweit ungehindert und unbehandelt in die Umwelt.« Die Konsequenz ist bekannt: »Auch weiterhin sterben täglich rund 5.000 Menschen, weil ihr Trinkwasser v.a. durch Fäkalien verschmutzt ist«, so Susanne Laudahn vom Solidaritätsdienst International (SODI). »Dabei gibt es zahlreiche Erfahrungen, welche sozialen und technischen Komponenten zuverlässige Lösungen bilden, die sich auch unter extremen Verhältnissen in Armutsregionen bewährt haben«, ergänzt Stefan Reuter von der auf Fragen der Grundversorgung spezialisierten Bremer Entwicklungsorganisation BORDA.

Claudia Wendland, vom europäischen Umwelt- und Frauen-Netzwerk WECF - Women in Europe for a Common Future, weist darauf hin, dass es auch in Europa ein großes Problem der sanitären Grundversorgung gibt. »Man spricht nicht gern darüber, dass über 20 Millionen Menschen in der Europäischen Union keine hygienischen Toiletten haben, sondern auf übel riechende und Grundwasser belastende Plumpsklos angewiesen sind.« Dabei gibt es durchaus moderne, zukunftsfähige Alternativen wie etwa Trockentrenntoiletten, wie WECF in zahlreichen Projekten in Osteuropa, im Kaukasus und in Zentralasien demonstriert hat.

Nach Ansicht von Michael Bender von der GRÜNEN LIGA, Koordinator der AG Wasser des Forums Umwelt [&] Entwicklung, reicht es nicht, Toiletten als Infrastrukturmaßnahmen zu begreifen und „Business as usual“ zu betreiben, wie z.B. Spültoiletten in Regionen zu liefern, die über nicht genug Wasser zum Trinken verfügen oder Haushalte in ländlichen Gebieten an zentrale, energiefressende Kläranlagen anzuschließen.

Anlässlich der Übergabe des Positionspapiers sicherte Staatssekretär Erich Stather zu, dass die darin enthaltenen Anregungen und Forderungen im BMZ »auf fruchtbaren Boden« stoßen und betonte die Bedeutung der sanitären Grundversorgung für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit.

Als nachhaltig und zukunftsfähig sind solche Sanitärkonzepte gefragt, die wasserwirtschaftliche, landwirtschaftliche und Energie-Aspekte mit berücksichtigen. Als Beispiel werden dezentrale Konzepte mit modernen wasserlosen oder wassersparenden Toiletten genannt, die die Wiedernutzung von Wasser und Nährstoffen erlauben. Deutschland ist zurzeit noch mit führend in der Entwicklung und Implementierung von derlei intelligenten, zukunftsfähigen Sanitärsystemen. Die weitere Ausbreitung von zukunftsfähigen Sanitärsystemen muss nachhaltig unterstützt werden – in Deutschland und der Welt.

Unter dem Motto 100.000 ZUKUNFTSFÄHIGE TOILETTEN MACHEN SCHULE wird vorgeschlagen:

  • ein deutsches Aktionsprogramm „100.000 zukunftsfähige Toiletten machen Schule“, d.h. kurzfristig 10.000 nachhaltige und zukunftsfähige Sanitäreinrichtungen (an die jeweils mindestens 10 Toiletten angeschlossen sind) für Schulen oder vergleichbare Einrichtungen mit Vorbildfunktion. 1000 dieser Initiativen sollen an strategisch wertvollen Standorten in Deutschland und Europa, 9000 weltweit zusammen mit den Ärmsten der Armen umgesetzt werden.
  • eine nationale und internationale Forschungs-, Entwicklungs- und Bildungsoffensive zu ökologischen Sanitäreinrichtungen und kreislauforientierten Sanitärkonzepten in Forschung, Lehre und Handwerk. Bevorzugt zu fördern sind kreislauforientierte Sanitärkonzepte auf der Basis von Stoffstromtrennung sowie wasserautarke Systeme, die kein Abwasser produzieren.
  • rechtliche Regelungen zur Förderung von kreislauforientierten Sanitärsystemen und zur Behandlung und Verwendung von Urin und Fäkalien als organischem Dünger, bzw. Kompost und behandeltem Abwasser in der Landwirtschaft.

Die Veranstaltung auf dem Washington Platz wurde durch die freundliche Unterstützung von der Firma Hering Produkttechnik, sowie der Innung Sanitär, Heizung, Klempner, Klima Berlin, ermöglicht.

weitere Fotos finden Sie unter www.forumue.de

Hintergrund:

Die UN hat das Jahr 2008 offiziell als „Internationales Jahr der sanitären Grundversorgung“ ausgerufen. Die German Toilet Organization ist für das Jahr offizieller Partner der UN (s. „Partners“ auf http://esa.un.org/iys). Das Positionspapier des Forums Umwelt [&] Entwicklung kann heruntergeladen werden unter www.forumue.de.

Kontakt:

Tobias Elsner, German Toilet Organization – GTO, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 030.41934344, 0177.2755644