Am 17./18. Februar 2018 findet bereits zum zweiten Mal das „Flussfilmfest München“ statt, diesmal im Kulturzentrum am Gasteig. Es entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Forum für alle Freunde lebendiger Gewässer. Der WWF Deutschland beteiligt sich im Rahmen des Projekts „Alpenflusslandschaften“ an der Organisation des Filmfests. Gemeinsam mit den beiden anderen Mitveranstaltern Grüne Liga e.V. und Stiftung Living Rivers hat der WWF wieder spannende, nachdenklich machende und ermutigende Filme aus dem In- & Ausland zusammengestellt. Zugleich ist das Flussfilmfest München eine Kooperation mit dem amerikanischen Wild & Scenic Film Festival und zeigt eine Auswahl aus dessen Programm. Diskussionsrunden mit Filmemachern, Naturschützern und Vertretern weiterer Interessensgruppen bieten die Gelegenheit, sich über die Nutzung, den Schutz und die Wiederherstellung naturnaher Flüsse auszutauschen. Karten und Platzreservierungen sind vorab über München Ticket erhältlich. Restkarten werden an der Abendkasse verkauft.
In vier Programmblöcken wird die Schönheit von Flusslandschaften, ihr ökologischer Reichtum, ihre soziale und kulturelle Bedeutung, aber auch ihre Gefährdung thematisiert. Gezeigt werden wilde Ströme und Menschen, die uns deren Schönheit näher bringen, indem sie uns in berauschenden Bildern auf ihre Abenteuer mitnehmen: Unterwegs auf Flößen, beim Fliegenfischen oder beim Schwimmen in Flüssen. Das Flussfilmfest beleuchtet die ökologischen Auswirkungen von Wasserkraftwerken und zeigt die Kraft des Widerstands gegen zerstörerische Projekte. Es berichtet vom Balkan, wo die letzten wilden Flüsse Europas von einem beispiellosen Wasserkraftboom bedroht werden, der auch vor geschützten Gebieten und Nationalparks nicht haltmacht. Zu internationalen Staudammkonflikten werden Dokumentationen aus Alaska und Äthiopien gezeigt.
Flüsse sind ein Abbild davon, wie wir die Erde behandeln. Ihre Bedrohung ist ein Sinnbild für unseren Umgang mit der Natur. Sie werden aufgestaut für die Stromerzeugung, eingedeicht für die Landgewinnung und den Hochwasserschutz und kanalisiert für die Schifffahrt – weltweit wie auch vor unserer Haustür. Sie sind unsere Halde für Plastikmüll und unsere Kanalisation für überschüssige Gülle, Pestizide und Arzneimittel. Nirgends sonst sehen wir die katastrophalen Auswirkungen unseres Wirtschaftens so drastisch wie in den Gewässern: Das vom Menschen verursachte Artensterben grassiert unter Tieren im Süßwasser geschätzt fünfmal schneller als an Land. Viele Wildflussarten sind in ihrem Bestand bereits gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Das Flussfilmfest zeigt, wofür es sich einzutreten lohnt, und regt zum Nachdenken darüber an, wie die letzten Wildflüsse erhalten werden können und wie unsere Naturschutz- und Energiepolitik angesichts der großen Herausforderungen künftig gestaltet werden muss.
Hintergrundinformationen:
Wir feiern in diesem Jahr das 50jährige Jubiläum des „Wild & Scenic Rivers Acts“, der am 2. Oktober 1968 von US-Präsident Johnson unterzeichnet wurde. Mit diesem Gesetz wurden in den vergangenen 50 Jahren über 20.000 Kilometer naturnahe und landschaftlich reizvolle Flüsse oder Flussabschnitte in den USA unter Schutz gestellt. Beim Erhalt wilder Flussland-schaften waren die USA Vorreiter. In Europa hat erst die Verabschiedung der Wasserrah-menrichtlinie im Jahr 2000 einen Paradigmenwechsel im Gewässerschutz eingeleitet. Demnach müssen sich die Flüsse in allen Mitgliedsstaaten der EU bis spätestens 2027 in einem guten ökologischen und chemischen Zustand befinden bzw. erheblich veränderte Gewässer ein gutes ökologisches Potenzial erreichen. Nach Angaben des Umweltbundesamts (Stand 2017) erreichen bisher nur neun Prozent der natürlichen Gewässer in Deutschland dieses Ziel. Zukünftig sind also weitaus größere Anstrengungen erforderlich als bisher. Die Vereinbarungen der europäischen Staaten zum Gewässerschutz stehen in den nächsten zwei Jahren in Brüssel auf dem Prüfstand. Es steht zu befürchten, dass dabei Naturschutzziele verwässert werden. Das muss verhindert werden. Stattdessen muss der Gewässerschutz endlich in allen relevanten Politikfeldern berücksichtigt werden, insbesondere in der Agrar-, Energie- und Naturschutzpolitik. Ambitionierte Renaturierungsmaßnahmen sind auch über das definierte Jahr 2027 hinaus notwendig, um unsere Flüsse wieder ein Stück lebendiger zu machen. Frei fließende Flüsse, wie sie auf dem Balkan noch vorhanden sind, dürfen nicht unbegrenzt unserem Energiehunger geopfert werden.
Tickets und Platzreservierungen:
https://www.muenchenticket.de/guide/event/13qq/WWF+Flussfilmfest.html Achtung: Für das Matinee am Sonntag sind nur noch wenige Tickets verfügbar. Für alle anderen Blöcke gibt es derzeit noch ausreichend Karten.
Filmfestprogramm:
https://www.alpenflusslandschaften.de/files/downloads/aktuelles/20180115_FFF2018_Mue_Programm.pdf
Kontaktinformation:
Sigrun Lange, WWF Deutschland, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. 0881 122 333 13
Infos zum Projekt „Alpenflusslandschaften“:
Im Hotspot-Projekt „Alpenflusslandschaften“ haben sich 18 Partner aus Naturschutz, Verwaltung, Wirtschaft und dem Sozialbereich zusammengeschlossen, um für lebendige Flüsse zu werben, Kleingewässer zu vernetzen, bereits verloren geglaubte Tier- und Pflanzenarten wieder anzusiedeln und wo möglich auch Renaturierungen durchzuführen. Das Projekt läuft von Oktober 2014 bis September 2020. Es wird gefördert durch das Bundesamt für Natur-schutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds. Weitere Informationen unter: https://www.alpenflusslandschaften.de/.