Am Samstag, den 16. November 2019, veranstaltet die GRÜNE LIGA eine Tagung zu den Protesten gegen die Kernkraftwerke in der DDR.
Die nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl losgetretene Anti-Atom Debatte, wie es sie im Westen gab, wurde von dem Regime der DDR konsequent unterdrückt und außerhalb ihrer Grenzen gehalten. Dennoch formte sich ein Widerstand, der sich kritisch mit der Nutzung von Atomenergie befasste. Die Fragen zur Strahlenbelastung und Sicherheit der Reaktoranlagen konnten trotz dezidierter Repression seitens der Regierung nicht vollständig zum Verstummen gebracht werden, ebenso wie das in Umlauf bringen von Infomaterial.
"Als GRÜNE LIGA, einem Kind der Wende, deren Mitglieder sich bereits zu Zeiten der DDR für den Umweltschutz engagierten, nutzen wir den Herbst 2019 für die Aufarbeitung eines ganz konkreten Teils der DDR-Geschichte.“, so Reinhard Dalchow, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der GRÜNEN LIGA „zahlreiche kleine Gruppen und auch Protestaktionen sollten nicht vergessen werden.“
Im ersten Panel wird uns der Film „Atomstrom aus Rheinsberg“ (1966) die Auswirkungen des ersten wirtschaftlich genutzten Kernkraftwerkes der DDR auf die betroffene Kleinstadt nahebringen.
Daraufhin stellt der Minister der Übergangsregierung von 1990, Dr. Sebastian Pflugbeil dar, wie die Organisation von Protest in der DDR möglich war.
Danach wird Sebastian Stude in einem Vortrag beleuchten, wie Sowjetunion und DDR im Bereich der Kernenergie kooperierten und welche Rolle die Staatssicherheit (MfS) dabei spielte. Weiter schließen sich Präsentationen zu den Themen Wismut, Morsleben und insgesamt zur Aufarbeitung des Atomkonflikts an.Welche Formen der Zusammenarbeit zwischen Initiativen in der DDR und der BRD sich herausbildeten, schildert Wolfgang Ehmke, Sprecher der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Auch wird berichtet wie bereits im Winter 1990 in Gorleben gemeinsam demonstriert wurde. Der Informationsfluss lief schon zu DDR-Zeiten verborgen über den „kleinen Grenzverkehr“ und mündete in eine gemeinsame große Demonstration gegen den Bau des AKW-Komplexes in Stendal im März 1990.
Die Tagung soll dazu dienen, einen ersten Überblick über das Geschehen in der DDR zu gewinnen und einen spannenden Einblick in einen wichtigen Teil deutscher Geschichte zu gewähren, der nicht in Vergessenheit geraten darf, sondern ob der Aktualität der Debatte wieder neues Leben eingehaucht bekommen sollte.
Der Umweltverband GRÜNE LIGA, der meist in Ostdeutschland vertreten ist, will sich dieser Aufgabe stellen und hofft auf Interesse und Unterstützung.
In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU Berlin, dem Netzwerk Nukleares Gedächtnis (NeNuG) und der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte.