Das Leben in unseren Fließgewässern ist stark beeinträchtigt. Typische (rheophile) Arten fehlen oder ihre Bestände sind geschrumpft. Der „ökologische Zustand“ der Gewässer ist vielerorts katastrophal. Von den rund 137.000 Flusskilometern, die im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erfasst und bewertet werden, gelten mehr als die Hälfte als künstlich oder erheblich verändert; nur 65.760 km sind als natürlich eingestuft. Und nur 13% dieser natürlichen Flüsse sind in einem „guten ökologischen Zustand“, beherbergen also noch das standorttypische Artenspektrum. Dabei wurden die Ziele der WRRL bereits vor mehr als 20 Jahren verabschiedet: Bis 2027 sollten demnach alle Flüsse ökologisch aufgewertet sein. Drei Jahre noch. Zeit einen Zahn zuzulegen.
Doch unsere Bäche und Flüsse sind nicht nur begradigt und eingedeicht, sie werden zudem von vielen Barrieren unterbrochen und aufgestaut: Mehr als 215.000 künstliche Querbauwerke sind in Deutschland erfasst. Das hoffentlich bald verabschiedete europäische Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) sieht vor, europaweit 25.000 km frei fließende Flüsse auszuweisen.
Wir nehmen den diesjährigen Welttag der Wanderfische zum Anlass, uns der Herstellung der Durchgängigkeit der Fließgewässer zu widmen und laden dazu Fliegenfischer*innen und Expert*innen ein.
Das komplette Programm der Tagung kann hier heruntergeladen werden.
Am Nachmittag widmen wir uns in parallelen Workshops und Dialogen dem Wasserhaushalt in der Region Berlin/Brandenburg und der Blue Community Berlin.
Der Spree droht nach dem Kohleausstieg verstärkter Wassermangel
Seit dem Beginn des Braunkohleabbaus im 19. Jahrhundert wurden in der Lausitz rund 58 Milliarden Kubikmeter Grundwasser – mehr als das Volumen des Bodensees – durch den Bergbau gefördert und in die Spree geleitet. Gut die Hälfte des Wassers, das die Spree heute bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser. In heißen Sommermonaten steigt dieser Anteil auf bis zu 75 Prozent, so die Ergebnisse einer im Juni vorgelegten UBA-Studie.
Im Unterlauf der Spree in Brandenburg werden künftig pro Jahr voraussichtlich rund 126 Millionen Kubikmeter fehlen – mehr als dreimal so viel Wasser, wie der Große Müggelsee fasst. Die Studie ruft alle Nutzergruppen zum Wasser sparen auf und rät zu Wasserüberleitungen aus benachbarten Flüssen, wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder. Gleichzeitig sollten die Speicherkapazitäten von jetzt ca. 99 Millionen Kubikmeter um 27 Millionen Kubikmeter ausgebaut werden.
Der Abschlussbericht "Wasserwirtschaftliche Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz" ist als UBA Text 90/2023 erschienen: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/wasserwirtschaftliche-folgen-des
GRÜNE LIGA: Tagebaubetreiber in die Pflicht nehmen!
"Die vom Gutachten empfohlene Überleitung von Wasser aus der Elbe würde vor allem die Flutung der geplanten Tagebauseen und andere Projekte der LEAG sichern, wird aber allen anderen Wassernutzungen in die Schuhe geschoben,“ kommentiert Dipl.-Ing. (FH) René Schuster, Leiter der Bundeskontaktstelle Braunkohle der GRÜNEN LIGA das UBA-Gutachten. "Die Berechnung wurde auf Angaben des Unternehmens LEAG gestützt, die schon einer stichprobenartigen Überprüfung nicht standhalten. Die Notwendigkeit der Elbeüberleitung kann die Studie so nicht nachweisen, es sind von der LEAG unabhängige Untersuchungen nötig.“
Wir laden René Schuster (GRÜNE LIGA) und Jens Burgschweiger (BWB) sowie das UBA und die Berliner Verwaltung und Politik ein, diese Thematik vor dem Hintergrund des Masterplans Wasser mit Vorträgen zu vertiefen und mit Umweltinteressierten und –engagierten zu diskutieren.
Die Tagung ist eine Veranstaltung der Stiftung Living Rivers im Rahmen des Projekts „Free Flow“ in Kooperation mit der Bundeskontaktstelle Wasser der GRÜNEN LIGA. Dieses Projekt wird gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Der Workshop ist eine Veranstaltung der GRÜNEN LIGA Berlin für das Wassernetz Berlin in Kooperation mit der Bundeskontaktstelle Braunkohle, gefördert von der Lottostiftung Berlin.